Streiten- ein tolles Medium welches allerdings gesteuert werden darf
Streiten Sie gern? Oder vielleicht gar nicht gern, weil Sie Harmonie schätzen? Streitkultur ist ein wichtiges Instrument um konstruktiv Veränderungen herbeizuführen. Egal wer dabei «gewinnt» so profitiert doch jeder, wenn es zielführend geschieht. Klar, Emotionen gehören auch dazu, um dem eigenen Standpunkt Bedeutung und Intensität zuzuschreiben. Wie soll der Andere sonst wissen, wie wichtig mir das Thema ist.
Jede:r von uns hat seine Erfahrungen mit der anderen Meinungs-Variante gemacht. Als Kind haben wir uns zwischendurch mal eine gehauen, um diese Meinungsdifferenz auch offenkundig zu kommunizieren und zu untermalen - doch diese Zeiten sind glücklicherweise lange vorbei. Inzwischen sind wir kommunikativ so weit, dass unser Schlagabtausch in verbaler Form durchgeführt wird. Solange dieser in gegenseitigem Respekt geführt und unsere Motivation dahinter steht den anderen zu verstehen, ist alles wunderbar und trägt wesentlich zur Verständigung bei. Doch wenn es dazu führt, dass wir unsere Meinung jemandem aufdrücken wollen, weil wir seinen Standpunkt als falsch einstufen und ihn deshalb von unseren Argumenten überzeugen wollen, dann kann es schon mal hitzig werden und wir wetzen die Säbel und stechen zu.
Denn Studien zeigen auf, dass wir Vertrauen und Zuneigung gegenüber Menschen empfinden, die uns ähnlich sich. Wir fühlen uns am sichersten, wenn wir uns in Gesellschaft von Menschen befinden, die eine grosse Übereinstimmung bezüglich Einstellung, Körpersprache und Wertvorstellungen haben. Im Umkehrschluss heisst das, dass wir, wenn wir dies bei unserem Gesprächspartner nicht fühlen, dies auf jede erdenkliche Art und Weise herbeiführen möchten. Dabei sind wir auch bereit Diskussionen zu starten um ihn von unserer Gesinnung zu überzeugen und eben, um diese Übereinstimmung zu erhalten – oftmals ein gewagtes Unterfangen. Denn sehr oft verstricken wir uns in Diskussionen, welche wir nie gewinnen können, welche ein unglaubliches Streitpotenzial beinhalten und wenn sie mal gestartet, nicht mehr aufzuhalten sind. Es wir gekämpft, gewetzt und schlussendlich sind beide Verlierer.
Jedem von uns kann es passieren, dass einem die Wertschätzung oder der Respekt mal abgeht. Wir sind halt auch nur Menschen und unsere Emotionszusammensetzung bestimmt zeitweise unterbewusst gesteuertes Verhalten. Dann bedarf es einem Stop, einer Pause oder Unterbrechung, die emotional intelligent gesetzt werden darf. Es geht nicht um das Ende des Themas, es geht um bewusste Steuerung wo bewusste Argumentation schwerfällt.
Tipp: Im NLP heisst diese Technik «Separator» setzen – man unterbricht einen Prozess. Das bedeutet auf ein Streitgespräch bezogen, wir unterbrechen dieses Gespräch mit einer witzigen, abstrusen Bemerkung. Das kann sein, dass die Frage in den Raum geworfen wird, ob die Klimaanlage abgestellt ist. Egal ob sich eine Klimaanlage im Raum/Wohnung befindet oder nicht. Was passiert mit meinem Gesprächspartner:in? Diese:r muss, um die Frage zu beantworten sich damit beschäftigen. Die Gedanken müssen vom Gespräch abgezogen werden, denn es braucht ein Bild um die Frage zu beantworten. Dadurch werden die Emotionen heruntergefahren und es wird nicht mehr möglich sein direkt im Anschluss wieder mit derselben Hitzigkeit in die Diskussion einzusteigen.
Es ist wie bei einem Souffle im Backofen, wenn die Türe mal geöffnet wird beim Backvorgang fällt es in sich zusammen – es wird auch, wenn die Ofentüre wieder geschlossen ist nicht mehr an Höhe gewinnen. So könnt ihr elegant ein Streitgespräch welches nicht mehr zur Klärung eines Themas beiträgt unterbrechen. Wichtige Themen können mit sachlichen, abgekühlten Emotionen zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen werden.
Getraut euch und probiert es aus!
Herzlichst, Deine